Wir sind uns bereits darüber im Klaren, dass der Heilige Geist uns gehört, Gott hat ihn uns gegeben. Und wenn man sein Leben mit ihm führt, wenn man mit ihm Umgang hat, gibt der Geist uns einige Gaben. Es handelt sich um die Gabe der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.
Als die heilige Teresa von Avila von Leuten, die sie zu Fall bringen wollten, vor dem Heiligen Stuhl denunziert und angeklagt wurde, sagte sie zu ihrem geistlichen Leiter: „Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich immer dann, wenn ich erfahre, dass jemand schlecht über mich gesprochen hat, zu Gott für diese Person bete und ihn anflehe, er möge das Herz und den Mund jenes Menschen von jeder Sünde gegen ihn, Gott, abhalten. Dann betrachte ich ihn nicht mehr als jemanden, der mir Böses tun will, sondern als einen Diener Gottes, unseres Herrn, der vom Heiligen Geist als Mittler erwählt wurde, um mir Gutes zu tun und mir zu helfen, mein Heil zu erlangen. Glauben Sie mir, die beste und stärkste Lanze, um den Himmel zu erobern, ist die Geduld. Sie macht den Menschen zum Herrn und Meister seiner eigenen Seele, wie es der Herr zu seinen Aposteln sagte.“
Und als sie eine noch schwerere Beschuldigung gegen sie hörte, sagte sie lächelnd: „Ich selbst hätte mich tausend Mal schlechter verhalten, wenn der Herr mich nicht fest an seiner Hand gehalten hätte. Was mich am meisten schmerzt und in mir am meisten Mitleid erregt, ist der Schaden, den jener, der solche Dinge sagt, seiner eigenen Seele zufügt. Was mich fälschlich Angeklagte betrifft, so richtet das nicht mehr Schaden an als den, mir eine Gelegenheit zu verschaffen, mich verdient zu machen.“
Was die heilige Teresa da tut, ist nicht normal, denn durch jene Anschuldigungen könnte sie im Gefängnis landen und Folter erleiden. Aber mit der Gabe des Heiligen Geistes, die wir die Gabe der Wissenschaft nennen, verhielt sie sich auf eine göttliche, übernatürliche Weise, wie Christus, über dem Normalen stehend. Und sie tut es auf ganz natürliche Weise: So kommt es aus ihr heraus, so versteht sie es.
Wenn etwas mich leiden lässt, ich ungerecht behandelt werde, andere grundlos schlecht von mir denken…, oder wenn etwas einfach nicht so gelingt, wie ich es gerne wollte, ich Kopfschmerzen habe, etwas verliere, zu wenig Geld habe, beleidigt werde, hungrig bin, es den ganzen Tag regnet, an dem ich meine neuen Schuhe ausprobieren will, oder ich mir einen Finger mit der Tür einklemme, mir kalt ist oder heiß, ich total erschöpft bin oder mich unwohl fühle… Die Gabe der Wissenschaft hilft mir zu sehen, dass für diejenigen von uns, die Gott lieben wollen, alles das gut ist: Es ist eine Abkürzung, um schneller heilig zu werden, eine Art, um an diesem konkreten Tag das Kreuz auf mich zu nehmen, es ist etwas, das mir hilft, zur Heiligkeit zu laufen oder zu fliegen, es ist der wahre Weg zu lieben … Alle diese Dinge sind kleine Schätze.
Daher sagt die Schrift:
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken. (Jes 55,8)
Heiliger Geist, hilf mir, die Dinge, die mir geschehen, richtig zu beurteilen, nicht nach der natürlichen Art eines beliebigen Menschen, sondern so wie du sie beurteilst. Möge ich niemals Widerstand leisten. Möge ich erkennen, dass das ein Schatz ist, und ihn mit einem Lächeln auf den Lippen und Dankbarkeit im Herzen tragen. Und bitte, göttlicher Geist, gib mir deine Gaben: die Gabe der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht. Auch wenn ich sie nicht verdiene, so brauche ich sie doch, um dir zu dienen und dich so anzubeten, wie du es verdienst, um alle um mich anzustecken, um die Welt und das Leben so zu lieben, wie du sie liebst. Danke.
José Pedro Manglano
(aus: Espíritu Santo. Confirmación. Decenario.
Übersetzung aus dem Spanischen)